Donnerstag, 10. Februar 2011

Tack så mycket!!!

Liebe Fans,

vielen tausend Dank für euer Mitfiebern, eure Aufmunterungen und eure Glückwünsche. Presseteam, ihr wart weltklasse!!!!

Ihr alle habt mir die Motivation gegeben durchzuhalten und nicht aufzugeben!

Schon anfangs lief es überhaupt nicht gut, gleich nach dem Start war die Spur grundlos tief und mit Löchern übersäht, sogenannter Zuckerschnee. Es war warm und den Hunden hing die Zunge bis zum Boden herunter, sie bekamen kaum Luft. Es ging langsam, sehr langsam vorwärts. In Tufsingdalen musste ich schon Tafi rausnehmen, sie war nicht gut drauf und kam kaum mit den anderen mit - das ist für sie überhaupt nicht normal, wir werden sie diese Woche mal gründlich vom Tierarzt untersuchen lassen.
Die Etappe nach Drevsjö ging etwas besser, in der Nacht kam eine kühle Brise auf und die Spur war fester.

Checkpoint Drevsjö

Nach meinen geplanten 5 Stunden Pause starteten wir guter Dinge im Morgengrauen zur Etappe nach Sövollen. Doch die Freude war schnell vorbei, die Spur war mehlig weich, die dünne harte Schicht hatte nur die ersten Teams ausgehalten. Es wurde wieder warm und begann sogar leicht zu nieseln. Die Hunde frassen soviel Schnee, dass es ihnen schlecht wurde und sie sich übergeben mussten. Ihr könnt euch ja vorstellen wie es in dem Moment mit meiner Motivation aussah. Mein schönes, schnelles, starkes Team hatte einfach keine Performance. In Sövollen war es den Hunden noch immer schlecht im Magen und sie frassen nicht gut. Nach 6 Stunden Pause ging es Richtung Tynset weiter. Diese Etappe war o.k., auch wenn ich einige Mal im Dunkeln die falsche Abzweigung genommen und Zeit verloren hatte.

Musher Kristian Walseth aus Alta in Sövollen

Von Tynset ging es nach 4 Stunden weiter in Richtung Grimsbu. Diese Etappe wird mit 75 km angegeben, in Wirklichkeit beträgt diese Distanz aber ca. 90 km, laut GPS einiger Teilnehmer. Ich hatte in den 'Tourenmodus' geschaltet und lies die Hunde so dahintrotten. Sie hatten noch immer nicht ihre normale Stärke und Geschwindigkeit wiedererlangt.
Wir hatten schon das Schild 'Welcome in Little Alaska' passiert, da ging die Spur nochmals hoch über die Baumgrenze. Wind kam auf, ich dachte noch, zum Glück bist du gerade nicht auf der Grimsbu-Runde. Plötzlich erwischte uns eine starke Windböhe von vorne und die Hunde wichen seitlich aus und verliessen die Spur. Ich musste Merckx nach hinten spannen und Bente kam neben Steels ins Lead. Vor uns tauchte ein Team auf, ein Norweger, Waling Magnus, der auch gerade seine Leithunde umspannen musste. Ich fuhr lustig an ihm vorbei, im Nachhinein hätte ich wohl lieber gewartet. Denn wir preschten eine kleine Abfahrt hinunter und dann kam wieder eine Windböhe genau von vorne. Bente und Steels bogen nach links auf ein gefrorenes Flussbett. Markierungen sah ich keine mehr und ein Anhalten war unmöglich. Auch Magnus nahm den Weg ins Flussbett, wir rasten über die Eisschollen und Blankeis hinunter. Nach einem Kilometer kam wir zum Halten und suchten Ewigkeiten nach dem richtigen Weg. Wir drehten die Teams - bei mir gab es natürlich wieder die meisten Wickler und Magnus erfahrener Leader fand mit der Nase am Boden die richtige Spur wieder. Völlig fertig erreichte ich mit beträchtlicher Verspätung den Checkpoint Grimsbu. Michi hatte sich große Sorgen gemacht, zumal ich ausgrechnet auf dieser Etappe das Handy im Auto vergessen hatte.
Wir beschlossen uns 7 Stunden Pause zu gönnen. Der Wind hatte in der Zwischenzeit zugenommen und ich musste die Hunde aus dem Triebschnee regelrecht ausgraben. Ich war gerade dabei, den nicht gerade begeisterten Hunden die Booties anzuziehen als einige Fahrer von der Grimsbu-Runde zurückkamen. Sie berichteten grauenvolles von der Tour: Der Wind hatte die komplette verharschte Schneedecke vom Boden gerissen und in die Luft gewirbelt. Der Trail führte teilweise nur über Blankeis und der Wind war so stark, dass es Hunde und Schlitten meterweise mitgerissen hatte. Ausserdem seien die Markierungen weggeweht. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ich in diesem Moment - sowieso immer noch total übermüdet- nicht das gesteigerte Bedürfnis hatte, hoch ins Fjäll zu fahren. Michi und ich beschlossen zu warten bis der Sturm nachlies.

Sturmnacht in Grimsbu

In der Nacht wachte ich mit einem richtig schlechten Gefühl auf und fühlte mich total mies, dass ich mich dem Sturm nicht gestellt hatte. Ich stand auf und erfuhr im Checkpoint, dass es einige Fahrer geschafft hatten. Also nichts wie raus, nochmals die Hunde füttern und los. Der Wind heulte zwar noch immer furchterregend, aber es war sicher nicht mehr so schlimm wie mitten in der Nacht. Ich konzentrierte mich und versuchte den Hunden ruhige und klare Befehle zu geben. Man braucht gute und erfahrene Leader, keine Frage, aber genauso wichtig ist der Mensch, der besonnen und ruhig die Hunde durch den Sturm führen muss. Auf der vorigen Etappe war ich einfach nicht gut gewesen, im Kopf schon im Checkpoint angekommen, hatte ich nicht die mentale Kraft souverän mit der schwierigen Situation umzugehen. Jetzt aber klappte es gut und ich jubelte innerlich, als ich merkte, dass Bente und Steels genau meinen Befehlen folgten. Als es richtig brutal wurde mit dem Wind, legte Bente die Ohren an und lief was das Zeugs hielt. In irrem Tempo fetzten wir den Berg hinauf. Die Markierungen waren sehr dürftig, aber ich konnte immer irgendwo in der Ferne noch einen Reflexmarker aufblitzen sehen. Ohne einmal anzuhalten kamen wir oben am Pass an und waren bald wieder an der Baumgrenze angekommen. Bald darauf gab mir Bente zu verstehen, dass ihr Job jetzt erledigt sei und doch bitte schön wieder Merckx vorne laufen sollte.
Im Checkpoint war es ruhig geworden, viele Teilnehmer, die ungefähr wie ich plaziert waren, hatten das Rennen aufgegeben und so fand ich mich plötzlich ziemlich am Schluss der Ergebnisliste wieder. Aber das war nun auch nicht mehr zu ändern und nach genau 6 Stunden Pause ging es weiter nach Tolga. Diese Etappe sollte für mich sehr schwierig werden. Es wurde schon wieder Nacht und ich war nun sehr sehr müde. Anfangs war es wunderschön im Halbdunkel alleine über das Fjäll zu reisen, ich war von den Eindrücken überwältigt und wollte in dem Moment nichts lieber in der Welt machen als hier auf dem Schlitten zu stehen.

Es ist ruhig geworden im Checkpoint Grimsbu.

Dann kam eine ewig lange Abfahrt und ich wurde unendlich müde. Die Hunde rannten gut, so kam es mir jedenfalls vor. Endlich erreichten wir das Tal von Tynset. Der Trail war nun knüppelhart und in irrem Tempo rasten wir über die Strecke, die teilweise auf geräumten Straßen und in 90 Grad Kurven unter Brücken führte. Dann kamen wir zum Checkpoint Tynset, der mittlerweile gepenstisch leer geräumt - denn man musste bis Tolga weiterfahren- aber noch immer hell erleuchtet war. Ich hatte Maya und Steels im Lead, die alles gaben und in der Hoffnung auf Stroh und Futter durch den Checkpoint rasten. Aber kein Michi, der auf sie wartete, kein Stroh, nix. Die Enttäuschung muss groß gewesen sein, denn nach einigen hundert Metern hielten die Hunde an und verlangten eine Checkpointpause. Zukünftig müssen wir wohl öfters das Vorbeifahren am Haus üben, denn körperlich waren die Hunde fit, es war ein reines 'Kopfproblem'. Also wieder eine Etappe mit recht schlechter Zeit, aber das war nun ja auch vollens egal. Nun zählte nur noch das Ankommen in Röros und eine hoffentlich gute letzte Etappe.

Da sich Merckx, Tom und Wese einen Magen-Darm-Virus zugezogen hatten und nichts gefressen haben, durften diese drei mit dem Auto nach Röros fahren und ich zog mit meinen verbliebenen sieben Kämpfern los auf die letzte Etappe. Der Start war noch nicht so glorreich (gell Flori, du hast es ja über die Webcam beobachtet.....) aber dann übernahmen Bente und Rudi die Initiative und brachten uns in richtig guter Zeit zurück nach Röros. Die Berge und die Langlaufloipe am Schluss waren absolut kein Problem.

Mein Fazit: Die Plazierung ist schon ein wenig enttäuschend, aber immerhin war es mir gelungen, die Hunde mit viel Geduld und Feingefühl durch ein ganz und gar nicht einfaches Rennen zu führen. Wir sind verletzungsfrei geblieben und alle Hunde rennen schon wieder lustig im Auslauf herum. Den Durchfall haben wir dank guter Medikamente (Tip: Canicur und Zoolac, gibts rezeptfrei in jeder Apotheke) im Griff. Klein-Maja, die eigentlich schon im Rentnerteam war, hat es bis ins Ziel geschafft und die Renn-Cheftierärztin hat über Bente im letzten Checkpoint gesagt, sie hätte selten einen Hund gesehen, der nach so vielen Rennkilometern so locker in den Muskeln ist. Wir und die Hunde haben sehr viel gelernt und im nächsten Jahr kommen wir mit einem durch die Junghunde verstärkten Team wieder. Und beim nächsten Sturm fahren wir aus jeden Fall raus!

5 Kommentare:

anne&rainer hat gesagt…

Hej Heike, vielen Dank für den Rennbericht ... wir hatten schon gelauert. Aber nun mach dich mal nicht so schlecht! Wir haben die Webcam-Bilder gesehen und immer auf der Rennseite mitgeguckt. Der Sturm war höllisch. Das hält doch niemand durch! Und dass ihr bei den biestigen Umständen noch so gut durchgekommen seid, keine Verletzungen davongetragen habt, nicht aufgegeben habt und nun alle fröhlich zu Hause seid, ist doch völlig in Ordnung! Außerdem hieß das Ding nicht umsonst "Weltmeisterschaft". Da war schon die Kampfelite der Heimatnorweger angetreten. Und ob die wirklich immer so auf ihre Hunde hören wie du, wagen wir mal stark zu bezweifeln. Wir haben uns die Ruhezeiten angeguckt. Tut mir leid, aber nach z.T nur 3 Stunden ist kein Hund wieder mental und körperlich fit nach solchen Strapazenetappen, wie ihr sie da hattet. Lass dich vom Lob der Veterinäre überzeugen, dass du alles richtig gemacht hast! Wir sind zwar völlige Kenntnis - Idioten , was solche Rennen anbelangt, aber wir kennen euch und euren Umgang mit den Hunden. Und wir hatten inzwischen ja auch einige Vergleichsmöglichkeiten. Wir haben nie wieder ein so inniges und respektvolles Verhältnis zwischen Mensch und Hund gesehen. Und so bald wir wieder die geringste Gelegenheit bekommen, sind wir wieder da und gucken uns das live und in Farbe an. Inzwischen wissen wir ja auch, warum wir auf der Finnmarkslaufseite keine Anmeldung gefunden haben?! Also auf ihn mit Gebrüll im Amundsenrace. Wir sind gespannt, wie die Flitzebögen! Wir drücken euch aus der Entfernung ganz fest! Ihr alle seid ein Bomben - Team

Nanook hat gesagt…

Hej Heike, Du hast das schon richtig gemacht, auch wenn ich verstehen kann, dass man im Nachhinein immer denkt "was wäre wenn...".... aber das ist hier nun wirklich völlig unnötig. Du und die süßen Bären habt ein Hammerrennen geliefert und Wahnsinns-Situationen gemeistert.... Hut ab für die Leistung und das Durchhaltevermögen!!!
Ach ja, ich hab Nanook auch Dein Bericht vorgelesen und er ist von Bentes Wahnsinns-Leistung so beeindruckt, dass er sich schon ohne sie zu kennen ganz verliebt hat :-)

Anonym hat gesagt…

toller bericht thx.
nochmal glückwünsche zum ankommen und meistern schwieriger situationen!
dicker respekt

utschi

Anonym hat gesagt…

Hej Dreamteam, Ihr wart so toll, habt euch den ganzen Schwierigkeiten gestellt und das Beste daraus gemacht. Mensch Heike, du hast an der Weltmeisterschaft über 600 km, mit 12 Hunden teilgenommen. Du hast trotz Schneematsch, Schneesturm, Nebel, permanenten Schlafentzug, Hunde/Durchfälle, - hast sogar deine Position noch verbessern können und was am wichtigsten ist: Du hast mit Umsichtig und Weitsicht dein Team gesund ins Ziel geführt.
Ein Mega Erfolg!!! Sei stolz auf Dich!! Und freue dich über die tollen Erlebnisse! Erhole dich gut.

Lieben Gruß und eine dicke Umarmung von Sabine

Heike und Michi hat gesagt…

Danke für eure lieben Worte und Glückwünsche, sie bedeuten mir sehr viel!